22.10.2022
Die Phase des „9€-Tickets“ und des „Tankrabatts“ in Deutschland von Juni bis August 2022 war ein einzigartiges Mobilitätsexperiment. Die TUM hat zusammen mit der Hochschule für Politik München die Studie „Mobilität.Leben“ gestartet, um auf Basis einer speziellen Smartphone-App die Wege auf Person- und Fahrzeugebene hochaufgelöst zu erfassen. An der Studie nehmen fast 1000 Personen aus der Metropolregion München teil. Im Rahmen der Studie sollen Veränderungen im Mobilitätsverhalten analysiert werden, um politisch relevante Schlussfolgerungen ziehen zu können.
Die Phase des „9€-Tickets“ und des „Tankrabatts“ in Deutschland von Juni bis August 2022 war ein einzigartiges Mobilitätsexperiment. Durch das 9€-Ticket konnte der gesamte lokale und regionale öffentliche Personenverkehr für 9€ pro Monat bundesweit genutzt werden. Im Vergleich dazu kostet das MVV Monatsabo für die Zone M fast sechsmal mehr. Der Tankrabatt hat die Steuern auf Benzin und Diesel um knapp 30 Cent pro Liter bzw. 15 Cent pro Liter reduziert. Diese beiden Maßnahmen wurden von der Bundesregierung als Entlastung für die gestiegenen Kosten ins Leben gerufen. Das Experiment lag darin, dass die Mobilitätskosten insbesondere im ÖPNV stark reduziert worden sind und dass die teilweise komplexen ÖPNV-Tarifzonen und Verbundgrenzen für drei Monate aufgehoben waren. Da diese Phase nicht nur die Mobilität an sich, sondern auch das Leben verändert, hat die TUM das interdisziplinäre Forschungsprojekt „Mobilität.Leben“ initiiert.
Im Rahmen dieser Studie nehmen fast 1000 Personen aus der Metropolregion München an mehreren Befragungen teil und erheben ihr Mobilitätsverhalten in Echtzeit mit einer eigens entwickelten Smartphone App. Die App, siehe Screenshot in Abbildung 1, zeichnet über GPS neben allen Wegen auch die gewählten Verkehrsmittel auf und stellt diese den TUM Forscher:innen in Echtzeit zur Verfügung. Im Gegensatz zu Floating Car Data wird hier die Bewegung also nicht auf Fahrzeugebene, sondern auf Personen- und Fahrzeugebene erhoben. Es kann also tagesaktuell analysiert werden, welche Auswirkungen, z.B. Großereignisse, Wetter oder Streckensperrungen auf das Verkehrs- und Mobilitätsverhalten haben. Insbesondere beim 9€-Ticket kann mit so einer App die Verkehrsverlagerung kilometergenau und über die ÖPNV-Verbundgrenzen hinweg präzise erfasst werden, um die politisch relevanten Schlussfolgerungen quantitativ zu ziehen.
Solche neuen Formen der digitalen Erhebung des Mobilitätsverhalten werden aktuell primär in der Verkehrsforschung genutzt, finden aber vereinzelt schon Eingang in die Praxis. Neben der Analyse des „9€-Ticket-Effekts“ wird an der TUM zukünftig beispielsweise auch untersucht, wie diese neue Art der Daten in der Verkehrssteuerung oder der Planung von Radverkehrswegen und smarten Mobilitätsangeboten genutzt werden kann.
Die TUM und die Hochschule für Politik München werden die Studie „Mobilität.Leben“ bis in das Jahr 2023 fortsetzen, um einerseits Öffentlichkeit und Politik weiterhin beraten zu können und andererseits, um Grundlagenforschung an diesen Daten für die Mobilität der Zukunft tätigen zu können.
Weitere Informationen sowie Zwischenergebnisse finden Sie hier: https://www.hfp.tum.de/hfp/tum-think-tank/mobilitaet-leben/
Quelle: TUM, Dr. Allister Loder