28.06.2023
Guten Tag Herr Professor Leonhardt, Sie leiten die Professur für Verkehrsinfrastruktur und Verkehrstechnik an der Universität der Bundeswehr (UniBw) in München. Was machen Sie dort genau?
In der Lehre bilden wir Studierende im Studiengang Bauingenieurwesen und Umweltwissenschaften aus. Gemeinsam mit den weiteren Professuren des Instituts decken wird dabei die vielfältigen Aspekte rund um die Mobilität und den Verkehr ab. Die Besonderheit an der UniBw ist sicherlich, dass unsere Studierenden zum großen Teil Offiziersanwärterinnen und Offiziersanwärter sind, die als Teil ihrer Ausbildung ein ziviles akademisches Studium absolvieren. Das Verkehrswesen, mit den intelligenten Verkehrssystemen als einem wesentlichen Bereich, ist mit einer eigenen Vertiefungsrichtung im Bachelor- und im Masterstudium vertreten.
Die Forschungsschwerpunkte der Professur sind die Weiterentwicklung von verkehrstechnischen Bemessungsverfahren und von Verkehrsflusssimulationsmodellen, die Erfassung und Analyse von Daten mit Verkehrsbezug im räumlich-zeitlichen Kontext sowie die Entwicklung neuer Verfahren für die Verkehrssteuerung und das Verkehrsmanagement.
Und welche Themen bearbeiten Sie im Bereich der Verkehrstelematik?
Im Grunde geht es bei allen Anwendungen der Verkehrstelematik darum, den Verkehr zu messen, zu modellieren und zu beeinflussen – wobei man sich das als geschlossenen Kreis vorstellen muss. Wir versuchen, technische Entwicklungen und Möglichkeiten aufzugreifen, um die Elemente des Kreises zu verbessern und entsprechend den aktuellen und zukünftigen gesellschaftlichen Anforderungen weiterzuentwickeln.
Ein gutes Beispiel hierfür sind Lichtsignalanlagen (Ampeln), die für den Verkehrsablauf ganz wesentlich sind: Wir können durch neue Detektionstechnologien den Verkehr viel genauer als bisher messen. Die gemessenen Bewegungspfade der Verkehrsteilnehmenden lassen sich mit geeigneten Verfahren prognostizieren, beispielsweise mittels Simulation oder mit maschinell auf Basis großer Datenmengen gelernten Modellen. Dies kann in der Steuerung zur gezielten Optimierung genutzt werden, z.B. um ohne Einschränkungen der Leistungsfähigkeit die Sicherheit für die nicht motorisierten Verkehrsteilnehmenden zu erhöhen oder um die Schadstoffemissionen möglichst gering zu halten. Ob und wie gut das funktioniert, lässt sich durch Messungen erkennen, wodurch sich der Kreis schließt.
Aktuell dürfen wir als Teil eines interdisziplinären Teams aus vielen Professuren der UniBw den „Munich Mobility Research Campus“ (Projekt MORE) mitgestalten. Das Ziel von MORE ist die ganzheitliche Demonstration einer nachhaltigen und umweltschonenden Mobilität der Zukunft auf dem Campus der Universität der Bundeswehr München. Und hierbei ist die Verkehrstelematik natürlich ein wichtiger Baustein.
Und was ist Ihre Motivation, Mitglied bei der ITS Bavaria zu sein?
Ich würde sagen, das sind vor allem zwei Punkte: Zum einen möchte ich über die Vorstandsarbeit einen Beitrag zur Unterstützung junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler leisten – ganz im Sinne des satzungsgemäßen Zwecks der ITS Bavaria: Förderung von Wissenschaft und Forschung sowie der Bildung im Bereich ‚Intelligenter Verkehrssysteme‘. Zum anderen ist es auch für mich persönlich eine gute und angenehme Möglichkeit zur Vernetzung und zur Kontaktpflege, z.B. im Rahmen der verschiedenen Veranstaltungsformate.