22.10.2022
Zur Erforschung der Möglichkeiten intelligenter Verkehrssteuerungs- und Verkehrssicherheitsfunktionen, wurde 2020 das vom BMVI geförderte Projekt KIVI (Künstliche Intelligenz im Verkehrssystem Ingolstadt) ins Leben gerufen. Ziel ist es, im Mobilitätsraum Ingolstadt Sicherheit, Komfort und Effizenz des Verkehrssystems durch Anwendung von Methoden der künstlichen Intelligenz in verschiedenen Bereichen des Verkehrs erhöhen. Dazu zählen z. B. Maßnahmen zur bedarfsgerechten Grünzeitanpassung, aktive Unfallfrühwarnsysteme und Verkehrsflussoptimierung auf dem Hauptstraßennetz. Die dafür benötigten Verkehrsdaten stammen aus Detektoren im bestehenden Verkehrsnetz und einem neuen, lokal begrenzten sog. High Definition Testfeld (HDT).
Das HDT ist ein mit aufwendiger stationärer Überkopf-Umfeldsensorik ausgestattetes Straßennetz, bestehend aus drei Kreuzungen. Unter Verwendung der Verfahren der Künstlichen Intelligenz soll auf Basis der Sensordaten eine Verbesserung der Verkehrssituation lokal in diesem HDT erfolgen. Das konzipierte HDT ist in seiner Form einzigartig, da die ausgewählten Straßen miteinander verbunden sind und somit ein geschlossenes Dreieck bilden. Dadurch, dass es sich zudem um Hauptverkehrsadern der Stadt Ingolstadt handelt, ist ein hohes Verkehrsaufkommen gegeben, das mit Hilfe neuester Sensorik und fortschrittlicher KI-Algorithmen maßgeblich verbessert werden kann. Ein weiterer wichtiger Aspekt dieses Projektes ist die Implementierung eines exemplarischen Warnsystems an einer der Kreuzungen, um kritische Situationen zu entschärfen und Unfälle zu vermeiden. Die entsprechende Umsetzung wird im Laufe des Projekts geplant und soll den Einbezug aller Verkehrsteilnehmer beinhalten. So können Fußgänger, Rad- oder eScooterfahrer, sogenannte vulnerable road user (VRU), ebenso wie motorisierte Verkehrsteilnehmer auf Gefahrensituationen aufmerksam gemacht werden.
Die im HDT erfassten Daten werden als präzise Informationen über die sog. Datendrehscheibe auch für andere Anwendungen der Verkehrssteuerung bereit gestellt..
Neben der Technischen Hochschule Ingolstadt – vertreten durch das CARISSMA Institute of Automated Driving – sind die Artificial Intelligence Network Ingolstadt gGmbH (AININ), das Fraunhofer-Institut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme und die Stadt Ingolstadt wesentliche Partner beim Aufbau des HDTs, der noch im Jahre 2022 abgeschlossen sein wird. Bei der Datenerfassung wird streng auf eine Anonymisierung der Daten geachtet. Durch die Auswahl von Thermalkameras und LiDAR (Light Detection and Ranging) Sensorik ist das System nicht in der Lage, Nummernschilder oder andere personenspezifische Daten aufzunehmen.
Abbildung 2: Beispielaufnahmen für die Objekterkennung mit Thermalkameras und LiDAR Sensorik
Insgesamt stellt das HDT damit eine hervorragende Grundlage für die zukünftige Erforschung eines effizienten, sicheren und fehlertoleranten Verkehrssystems unter Einbeziehung vulnerabler Gruppen, motorisiertem Verkehr und zukünftiger autonomer Fahrzeuge dar.