20.11.2018
P+R 4.0 ist ein Gemeinschaftsprojekt des Münchner Verkehrs- und Tarifverbundes (MVV) und des Verkehrsverbundes Großraum Nürnberg (VGN). An ausgewählten Park+Ride-Anlagen werden zukünftig die Zufahrten erfasst, um daraus in einem zentralen Hintergrundsystem Belegungsprognosen zu entwickeln, die in die Fahrgastauskunft einfließen und den Umstieg vom Auto zum öffentlichen Verkehr erleichtern. Ab Mitte 2019 werden im MVV Echtzeit-Belegungsdaten für rund 8.000 der insgesamt 27.000 P+R-Stellplätze im Verbundraum zur Verfügung stehen. Weitere Anlagen sollen folgen. Ergänzend zur Darstellung in den MVV-Portalen werden dynamische Anzeiger an den Zufahrtsstraßen über die aktuell freien Kapazitäten informieren. Ziel ist es, die Park+Ride-Kunden frühzeitig über die Auslastung der Anlagen zu informieren und bei erwarteter Überfüllung auf andere noch freie Parkplätze zu lenken. Damit sollen Parksuchverkehre und wildes Abstellen in den Fahrgassen reduziert sowie die Auslastung der Anlagen optimiert werden.
Bereits im vorangegangenen Forschungsprojekt „PRÖVIMM“ (P+R- und ÖV-Informationen machen Menschen mobil) des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie wurden in Kooperation mit dem Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) verschiedene Detektionstechniken zur P+R-Belegungserfassung erprobt und eine Integration dieser Belegungsdaten in die Fahrplanauskunft entwickelt. Für die Erfassung und Aufbereitung der detektierten (und gezählten) Daten und die Erstellung von Prognosen für unterschiedliche Tagestypen (Werktage, Feiertage, Ferien, etc.) wurde ein P+R-Hintergrundsystem erarbeitet. Über standardisierte Schnittstellen können die Informationen daraus auch an Dritte weitergegeben werden. Ziel ist es u.a. diese Daten auch in die Navigationsgeräte der PKWs zu importieren. Gespräche mit Automobilherstellern bzw. Navigationsgeräteherstellern wurden dazu bereits geführt.
Aufbauend auf den Ergebnissen von PRÖVIMM, wurden nun die Konzepte für eine dynamische P+R-Information sowohl eingebettet in die Münchner „Inzell-Initiative“ als auch im Rahmen des Arbeitskreises „Vernetzte Mobilität“ der Obersten Baubehörde (OBB) weiterentwickelt. In Zusammenarbeit mit dem Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) wurde ein gemeinsamer Projekt- und Förderantrag „Park+Ride 4.0“ erarbeitet. Dabei sollen an jeweils vier Demonstrator-Bahnhöfen im VGN und MVV Detektionseinrichtungen und Infoanzeiger im Zufahrtsbereich installiert werden. Die Installationen vor Ort bilden die Grundlage zur Erstellung verlässlicher Belegungsprognosen und deren Integration in die Auskunftssysteme. Nach erfolgreicher technischer Umsetzung soll eine Evaluation nachweisen, dass die Maßnahmen zu einer besseren Information und Kundenzufriedenheit der P+R-Nutzer beitragen, den Umstieg auf den SPNV erleichtern und im besten Fall zu einer besseren Verteilung der P+R-Anfahrtswege und einer Verringerung des Wegeanteils im Motorisierten Individualverkehr (MIV) führen.
Ziel in diesem Zusammenhang ist es auch, eine generelle staatliche Förderung von Detektionseinrichtungen beim Bau / Ausbau von P+R-Anlagen zu erreichen.
In Abstimmung mit den beteiligten Kommunen Hallbergmoos, Grafing bei München und Petershausen sowie der Park+Ride GmbH München wurden in P+R 4.0 die erforderlichen Maßnahmen festgelegt und ein gemeinsamer Förderantrag bei den Regierungen von Oberbayern und Mittelfranken eingereicht. Mit den Gemeinden und der P+R GmbH wurden Verträge zur Eigenanteil- und Betriebsübernahme geschlossen. Seit Juli 2018 liegt für beide Verbünde ein positiver Förderbescheid vor, so dass nunmehr die Leistungen für die Detektion und die Infoanzeiger durch die Verbünde im November 2018 ausgeschrieben werden können. Die hierfür erforderlichen Vorarbeiten sind weitgehend abgeschlossen.
Die Vergabe der Aufträge ist für Januar 2019 geplant, die bauliche Umsetzung soll im Frühjahr 2019 erfolgen. Parallel dazu werden Softwarelizenzen erworben und Erweiterungen am P+R-Hintergrundsystem und der Fahrplanauskunft des MVV beauftragt.
Die Echtzeitdaten der genannten P+R-Anlagen sowie weiterer zehn Anlagen in München, die schon heute detektiert werden, werden dann gepaart mit Zähldaten und statischen Prognosen der heute noch nicht dynamisch erfassten Parkplätze im MVV ab Mitte 2019 über die MVV-Portale auch den mobilen Endgeräten zur Verfügung stehen und können somit nicht nur für die Reiseplanung vorab, sondern auch von unterwegs genutzt werden.
Bildnachweis: Alle Bilder MVV GmbH